Am Samstag, den 5. März 2016, wurde die 1.Konferenz der HelferInnen für Menschen auf der Flucht im Landhaus, Linz, abgehalten. Es war eine sehr gut besuchte Veranstaltung von „Zusammenhelfen in Oberösterreich“ im Auftrag des Integrationsressorts des Landes Oberösterreich. Es gab sechs Workshops zum Thema und zwar:
Worauf es ankommt. Wie lerne ich mit Flüchtlinge Deutsch?
Initiativen der ersten Stunde
Flucht und Trauma – Möglichkeiten und Grenzen für Freiwillige
Sich einlassen ohne vereinnahmt zu werden
GUT und GERNE helfen – Psychohygienen für Freiwillige
Flucht und Arbeitsmarkt
Ich nahm beim ersten Workshop (Deutsch für Flüchtlinge) teil und konnte einige Anregungen und Übungen für den Deutschunterricht mitnehmen. Zum Beispiel deutsche Wörter durch Pantomime oder Bilder zu erklären. Oder mit Flüchtlingen einkaufen zu gehen und an Ort und Stelle die verschiedenen Gegenstände zu benennen. Einige der Teilnehmer/innen haben auch ihre Initiativen und Projekte vorgestellt. Ich sprach über unser Projekt Teehaus, das mit großem Interesse aufgenommen wurde.
Rund um die Workshops gab es einen Marktplatz der Informationen von diversen Organisationen für Flüchtlingsarbeit. Integrations-Landesrat Rudi Anschober hielt das Eingangsstatement und eine Abschlussrede. Dabei sprach er über weitere Projekte in der Flüchtlingsarbeit. Nähere Informationen: www.zusammen-helfen.at.
Zum Abschluss dankte Landeshauptmann Josef Pühringer allen HelferInnen sehr herzlich für ihr Engagement. Abgerundet war der Kongress mit einem hervorragenden vegetarisch/veganen Buffet.
Weitere Konferenzen sind in Planung. Diese Veranstaltungen sind meiner Meinung nach ein wichtiger Teil und eine starke Säule in der OÖ-Flüchtlingsarbeit.
Immer wieder erhalten einzelne Flüchtlinge einen positiven Asyl-Bescheid. Die anschließende Wohnungssuche gestaltet sich leider zunehmend schwierig aufgrund der Veränderung des politischen Klimas. Asylberechtigte gelten, obwohl sie einen vom österreichischen Staat ausgestellten Pass haben, als „Drittstaaten-Angehörige“. Für diese gelten bei der Wohnungsvergabe von Gemeinnützigen Wohnbauträgern folgende Bestimmungen:
Fünf Jahre Aufenthalt UND davon mindestens 36 Monate sozialversicherungspflichtiges Einkommen.
An diese Bestimmung ist auch der Erhalt einer Wohnbeihilfe geknüpft.
Nur geförderte Wohnungen, bei denen die Förderungen schon ausgelaufen sind, fallen nicht unter diese Bestimmung und dürfen von Asylberechtigten bezogen werden.
Damit Asylberechtigte nicht auf der Straße landen – spätestens vier Monate nach Erhalt des positiven Bescheides müssen sie aus der Flüchtlingsunterkunft ausziehen – braucht es also private VermieterInnen.
Abgesehen von kommerzieller Vermietung gibt es verschiedene Modelle, wie so eine private Vermietung aussehen kann.
Ein Flüchtling als Familienmitglied
Dieses Modell ist angelehnt an die Aufnahme von Austausch-SchülerInnen. Familien mit eigenen Kindern nehmen einen Flüchtling auf. Sie oder er hat ein eigenes Zimmer, die anderen Wohnbereiche werden gemeinsam genutzt. Alle profitieren vom gemeinsamen Austausch.
Modell mit Familienanschluss
Ein teilweise abgegrenzter Wohnbereich, den eventuell die eigenen erwachsenen Kinder nicht mehr brauchen, wird einem Flüchtling zur Verfügung gestellt.
Eine eigene Wohnung
In vielen Häusern gibt es Wohnraum, den die BesitzerInnen nicht fremd vermieten möchten. Den sie aber Menschen, die dringend Wohnraum brauchen, zur Verfügung stellen wollen.
Anregungen für ein gutes Gelingen
Damit das Vermieten gut gehen kann, braucht es einige Voraussetzungen. Wichtig ist zu bedenken:
Ein Mietvertrag kann für eine bestimmte Zeit vereinbart und auch wieder gelöst werden. Es geht um eine Vermietung und nicht um das Übernehmen von persönlicher Verantwortung oder Verpflichtung. (Beispiel für einen Mietvertrag und eine ausführlichere Vorlage für einen Mietvertrag)
Eine klare Hausordnung, am besten schriftlich verfasst, hilft Missverständnissen vorzubeugen. (Beispiel für eine Hausordnung)
Besonders wichtig ist die Bereitschaft und Offenheit, Irritationen sofort anzusprechen.
Wie finde ich die passende Person/die passenden Personen, die ich gern aufnehmen möchte?
Eine einfache Möglichkeit, mit Flüchtlingen in Kontakt zu treten, ist ein Besuch im Tee Haus in der Alten Stadtschmiede an Dienstagnachmittagen, wo sich Flüchtlinge und Einheimische zum Gespräch und Austausch treffen. Im Tee Haus kann man meist auch VermieterInnen treffen, die auf Nachfrage gern von ihren Erfahrungen erzählen.
Private Vermietung hat den Vorteil für Flüchtlinge, Kontakt zu Einheimischen zu finden. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass private Vermietung für uns Einheimische zur Horizonterweiterung beiträgt. In diesem Sinne möchten wir zur Privatvermietung ermutigen!
Levi folgt gespannt den Versuchen von Mohammed, eine Pixie-Buch vorzulesen.
Bedürfnisse von Geflüchteten, Ethik des Helfens, transkulturelle Kommunikation und Konfliktmanagement, interreligiöser Dialog und Umgang mit Traumatisierungen: Das sind die Inhalte der fünf Abende eines Kurzlehrgangs für Freiwillige / Ehrenamtliche, die sich für Flüchtlinge einsetzen.
Ich halte diesen Lehrgang für eine feine Sache und denke, dass ich auch in meinem persönlichen Handeln meine Kompetenzen erweitern kann, meine Motivation stärken und außerdem andere Engagierte kennenlerne.
Da noch nicht klar ist, wann es auch in Freistadt einen solchen Lehrgang geben wird, ist Gallneukirchen zeitlich und räumlich in guter Nähe.
Unter dem Titel „Friede auf Erden!“ stand das weihnachtliche Friedensgebet am 27. Dezember in der Stadtpfarrkirche.
Christen und Muslime drücken in interreligiösen Feiern die Sehnsucht und die Bitte nach Frieden aus. Dabei geschehen respektvolle Annäherung und ein behutsames Suchen nach gemeinsamen Werten und religiösen Überzeugungen. Die Texte werden vielfach auch in arabischer Sprache und in Farsi übersetzt und vorgetragen dank talentierter und fleißiger Übersetzer.
Im Anschluss an das Friedensgebet haben wir uns im Pfarrhof zum miteinander Reden und Tee trinken getroffen: Genau vor einem Jahr hat die Initiative „Flüchtlinge – Willkommen in Freistadt“ begonnen.
Die Friedensgebete finden jeden letzten Sonntag im Monat um 19 Uhr in der Stadtpfarrkirche statt. Das nächste Mal treffen wir uns am Sonntag, 31. Jänner 2016.
Foto: Maria Fellner. Lichter mit Wünschen nach Frieden werden auf den Altar gestellt.