Spenden für Flüchtlinge?
Das verflixte Geld.

von Hermine Moser

Ich möchte jetzt ein schwieriges Thema ansprechen, nämlich das Thema „Spenden“ für die Flüchtlinge.

Eine Erfahrung
Am Sonntag beim Suppenessen hat einer der Burschen eine Frau gefragt, ob sie ihm Kleidung kaufen würde. Sie war leicht irritiert.

Heute früh rief mich eine Frau aus Kärnten an: Ein Schützling von ihr, den sie auf einer Polizeistation in Villach getroffen hatte, lebt jetzt in Freistadt in der Spittelstraße. Damals hatte sie ihn komplett eingekleidet, ihm Geld gegeben, ebenso Wertkarten fürs Telefon. Er kam später nach Wien. Auch dort unterstützte sie ihn mit Geldspenden. Wenn sie mit ihm telefoniert, dann erzählt er ihr, dass ihn friert und er nichts Gscheites zum Anziehen hat. Sie wollte wissen, ob ich den jungen Mann kenne, und was sie jetzt für ihn tun kann. Jetzt war mir klar, dass der andere Bursch dachte, er würde auch so eine „Mama“ finden, die ihn versorgt.

Angesichts der Unmengen an Kleiderspenden, die im Jugendzentrum beim Stieranger lagern, machte ich mich sofort auf den Weg, um mit den jungen Leuten Kleider zu fassen. Sie fanden alle etwas, vor allem auch, besonders willkommen, Schuhe.
Tatsächlich ist es aber ein Problem, passende Hosen für sie zu finden. Die gesammelten Hosen sind praktisch alle zu groß für die schmalen Burschen. Wenn ich auf facebook poste, bin ich sicher, dass wir genug Passendes kriegen.

Bisher sind wir ohne Geld ausgekommen. Wir haben Gitarren bekommen, eine Nähmaschine, Kinder-Hochstühle, Mitfahr-Gelegenheiten wurden angeboten. Jetzt haben wir sogar ein Whiteboard als Leihgabe für die Deutsch-Kurse bekommen. Standcomputer gibts bei Bedarf.

Wir sind der Überzeugung, dass es ohne Geld geht.
Ich weiß, man könnte Geld auf Vorrat, für alle Fälle, wenn man später mal was machen will, das Geld kostet, sammeln. Das würde auch sehr unserer Mentalität entsprechen.

Wenn wir tatsächlich einmal Geld brauchen, dann werden wir dieses schon kriegen. Es ist um so vieles kreativer, Dinge zu tun, die eben kein Geld kosten! In diese kreativen Überlegungen sollen wir die Flüchtlinge einbeziehen! So kann Empowerment passieren! Das muss uns doch ein übergreifendes Anliegen, über die bestehende Arbeitsgruppe  „Empowerment“ hinaus, sein.

Warum ist uns das Spenden sammeln so unsympathisch?
Ich kann nur wiederholen: Die Menschen, die uns ein Anliegen sind ihnen zu helfen, wollen vor allem eines: Den persönlichen Kontakt. Das Beachtetwerden als Mensch, als einzigartiges Individuum. Mit ihnen etwas (Einfaches) unternehmen, Zeit mit ihnen zu teilen. Was sie übrigens überhaupt nicht brauchen, ist Mitleid. Mitleid nach dem Motto „die Armen frieren so, sie haben so wenig Geld, sie haben soviel mitgemacht etc“ schafft Abstand und ist mit Wertschätzung „auf Augenhöhe“ nicht kompatibel. Die meisten der Flüchtlinge verstehen das genauso, manche würden gerne alimentiert. Wir erinnern uns einen gemeinsamen Einkauf am ersten Tag: die Dose  persönlichen Kaffee wollten die Leute selber bezahlen – das hat etwas mit Würde zu tun.

Wenn jemand jammert, wie wenig er/sie hat (natürlich bekomme ich das bereits zu hören), dann ist in der Interaktion schon was schief gegangen. Oder diese Menschen sind schon mit irrigen Annahmen über unser reiches Land angekommen. Dann ist es dringend angezeigt diese Annahmen zu korrigieren, falls das möglich ist.

Aus meinen eigenen Erfahrungen in Afrika weiß ich, wie ungemein heikel der Einsatz von Geld ist.

Was ist wenn jemand unbedingt spenden will?
Dann bitte das Geld dort einsetzen, wo wir anders nicht helfen können. Wo wirkliche Not herrscht, etwa in den Flüchtlingslagern im Libanon und in Jordanien.

Beim ersten Vernetzungstreffen am 27. 12. habe ich bereits den Verein Nai vorgestellt. Dieser Verein, gegründet von einer in Linz lebenden gebürtigen Syrerin, unterstützt syrische Flüchtlingskinder in libanesischen Flüchtlingslagern mit Schul- und Musikunterricht. Musikunterricht, um den Kindern zu ermöglichen, ihre Traumata zu bewältigen.

Bitte schaut auf die Homepage von Nai: http://nai-syria.org/